Wenn die Intonation nicht (mehr) passt: Stimmen der Panflöte
Was viele Menschen nicht wissen: Ja, man kann Panflöten stimmen. Das sollte man auch (in der Einsteigerklasse) durchaus mindestens einmal tun, denn die Originalstimmung der Panflöten ist dort fast nie zu gebrauchen.
Da kann die Panflöte noch so viel "elektronisch gestimmt" sein; es gibt immer etwas, was nicht gut passt. Insbesondere bei Plaschke und Gewa-Panflöten ist die Anfangsstimmung einfach nur unbrauchbar.
Allerdings kann man mit dem Durchmesser die Nebenklänge und die Leichtigkeit der Tonansprache kontrollieren. Daher haben tiefe Rohre (mehr Luft nötig) einen größeren Durchmesser.
Stimmen mit Bienenwachs
Hochwertige Panflöten stimmt man mit Bienenwachs.
Das Wachs wird im Wasserbad angewärmt, und als formbare Masse ins Rohr gegeben. Anschließend wird mit einem Stimmstab (meist ein speziell angefertigter Holzstab) das Wachs unten am Rohr verteilt und gleichmäßig festgedrückt.
Wenn der Ton zu hoch ist, muss man etwas Wachs entfernen.
Zu diesem Zweck haben die Stimmstäbe eine abgekantete Seite (=Schaber), mit denen man überschüssiges Wachs rauskratzen kann.
Und wenn ich rauskratzen sage, dann meine ich: Sanft und gleichmäßig die Wachsschicht abtragen!
Wenn das Bienenwachs flächig unten im Rohr aufgetragen wurde und das Rohr wirklich bündig und dicht abgeschlossen ist, klingt der Ton voll und klar. Und hoffentlich in der richtigen Tonhöhe, wie man es sich wünscht.
Bei der Panflöte läuft das ganz ähnlich ab.
Stimmen mit verschiebbaren Propfen
Bei Einsteigerpanflöten gibt es zum Glück eine einfachere und schnellere Art der Stimmung:
Die Rohre dieser Panflöten sind nämlich unten mit einem Propfen (meist Gummi- oder Korkstopfen) verschlossen. Durch Verschieben dieses Propfens lässt sich die Panflöte stimmen.
Dies geht sehr einfach, man braucht nur einen Holzstab und ein Stimmgerät. Verschiebt man den Stopfen nach unten, wird der Ton tiefer, verschiebt man ihn nach oben, wird er höher.
Wenn der Ton nach dem Stimmen enorm rauscht, schließt der Stopfen nicht dicht.
Dann kann man z.B. mit etwas (geschmacksneutralem) Öl nachhelfen; das Öl öffnet die Poren (insbesondere bei Bambus, weniger bei lackiertem Ahorn) und dichtet alle Unebenheiten, Zwischenräume oder Mikrorisse ab. Der Ton wird gleich viel satter und voller.
Freue dich lieber an der schönen Erkenntnis: Das Stimmen ist zwar deutlich aufwändiger, aber das Resultat ist anschließend auch hochwertiger
Den Tonraum der Panflöte optimal ausnutzen
Ich besitze eine Vielzahl unterschiedlicher Panflöten in unterschiedlichen Stimmungen.
C-Dur und G-Dur sind die Standardtonarten – die meisten Panflöten werden in diesen Tonarten produziert und ausgeliefert.
Da ich aber auch viele Lieder in D-Dur oder d-moll spiele, habe ich auch einige meiner Panflöten nach meinen Bedürfnissen umgestimmt.
Aber wenn ich z.B. Es-Dur spiele, dann ist es viel einfacher, die F-Dur-Panflöte zu verwenden (H -> Bb) und nur noch zwei Töne (Es, As) niedriger spielen zu müssen. Bei einer G-Dur-Panflöte müsste man hier stattdessen vier Töne erniedrigen (F, Bb, Es, As).
So brilliant und hell Panflöten klingen: Hohe Töne können schnell schrill und quietschig werden. Außerdem ist es (insbesondere bei günstigeren Instrumenten oder unzureichender Lippenspannung) höllisch schwer, die Intonation perfekt hinzubekommen. Die Töne erklingen dann oft zu hoch oder zu tief – oder auch einfach nur schrill und zu laut.
Deshalb verwende ich die allerhöchsten Töne so gut wie nie.
Gleichzeitig liebe ich es, tiefe, rauchige Töne mit der Panflöte zu spielen. Sie klingen sanft und voll, wie eine tonale Umarmung.
Und bei meiner Bass-Panflöte spiele ich die tiefsten Töne entweder voll, überblasen oder auch nur ganz leicht angedeutet, ein zärtliches Versprechen.
Gerade hier ist es unglaublich hilfreich, noch den einen oder anderen tieferen Ton in petto zu haben.
Darum habe ich es mir angewöhnt, Panflöten die leicht stimmbar sind (d.h. mit verschiebbaren Stopfen) immer so tief wie möglich zu stimmen. Wenn ich bei einer Panflöte die tiefe Quinte (bei G-Dur z.B. ein d) erhalten kann, dann eröffnen sich mir viele Lieder, die ich sonst nicht in dieser Tiefe hätte spielen können.
Aber auch schon der Halbton tiefer (von g auf fis) ist meiner Bass-Panflöte Gold wert. Wie häufig habe ich diesen Ton schon gebraucht, um den Grundton zu umspielen!
Tipp: Es gibt grundsätzlich zwei Vorbedingungen, um eine Panflöte tiefer stimmen zu können:
- Die Stopfen (Gummi oder Kork) müssen verschiebbar sein und auch an gewünschter Position fest verschließen.
Panflöten, die mit Bienenwachs gestimmt werden, haben häufig zusätzlich unter der Wachsschicht einen Propfen drin. Dieser ist aber nicht dafür gedacht, verschoben zu werden. Hier solltest du keine Experimente wagen. - Die Rohre müssen lang genug sein, um die tiefen Töne ermöglichen zu können. Hierfür gibt es eine Umrechnungsformel (Frequenz zu Rohrlänge, vereinfacht: Rohrlänge (in cm) = 8575 / Frequenz (in Hertz)).
Für den Kammerton A (eingestrichenes a', 440 Hz) muss ein Rohr mindestens 19,49 cm lang sein. Für ein um eine Oktave tieferes g (196 Hz) brauchen wir eine Rohrlänge von 43,75 cm.
Bitte rechne immer einen Puffer für den zusätzlichen Platzbedarf des Stopfens mit ein. Häufig ist auch das zweittiefste Rohr der limitierende Faktor.
Häufigkeit des Stimmens
Gitarren oder Querflöten muss man vor jeder Benutzung stimmen. Klaviere etwa viertel- bis halbjährlich (sagt zumindest unser Klavierstimmer ). Aber wie häufig muss man Panflöten stimmen?
Die Antwort lautet: Kommt darauf an.
Panflöten sind nicht so anfällig für Temperaturschwankungen wie andere Holzblasinstrumente oder Streichinstrumente. Wenn sie bei moderaten Temperaturen gelagert, transportiert und gespielt werden, hält sich die Verstimmung in Grenzen. Auch die Dauer des Spielens hat nur minimalen Einfluss auf die Tongenauigkeit:
Minimale Schwankungen der Tonhöhe können durch die Anblastechnik und den Anblaswinkel ausgeglichen werden – mit etwas Übung und gutem Gehör geht das ganz intuitiv. Meistens liegt es also eher am Mundansatz und an der persönlichen Tagesform, ob die Töne sauber intoniert sind oder nicht.
Ich selbst habe es noch nie erlebt, dass einzelne Töne einer Panflöte verstimmt wären. Sehr selten (etwa alle 2-5 Jahre) stimme ich meine Panflöten nach. Ich habe aber auch Panflöten die ich noch nie stimmen musste.
Hin und wieder stimme ich meine Reisepanflöten (Ahornpanflöten mit verschiebbaren Gummistopfen) auf eine andere Tonart (z.B. wenn jemand wie oben erwähnt auf die bescheuerte Idee kommt, ein Lied in Es-Dur spielen zu müssen ). Aber meist reicht es ehrlich gesagt vollkommen aus, mit der Panflöte einfach Halbtöne zu spielen.
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Kommentare
4) Kommentar von Kalle
Frage:
kann man die verstellbaren „Stopfen“ beliebig oft verschieben? Oder leiern die aus?
Ich denke daran, von C-Dur auch öfter auf G-Dur und F-Dur umzustellen. Ein Gitarren-Stimmgerät ist da recht nützlich.
Gruß aus Südhessen
Antwort von Christian
Gummi hält sicherlich länger als Kork. Aber nach 200x Umstimmen werden wahrscheinlich auch beim besten Stopfen Verschleißerscheinungen auftreten und die Stopfen schließen nicht mehr ganz so dicht. Dann klingt es rauschig.
Dazu kommt, dass das Umstimmen ja auch ziemlich viel Zeit beansprucht (da ja meistens mehr als nur 1 Rohr betroffen ist).
Wenn Du öfter in verschiedenen Tonarten spielst, dann empfehle ich Dir das Spielen mit Halbtonerniedrigung auszuprobieren.
Generell kann man mit einer G-Dur-Panflöte auch problemlos C-Dur oder F-Dur Lieder spielen, und das machen professionelle Panflötenspieler dann natürlich auch
3) Kommentar von Kalle
Vor Jahren habe ich mir eine Panflöte (22 rohre) als hübsches Deko-Stück gekauft und probiert, zu spielen.
Hörte sich nicht gut an. Einerseits war ich ahnungslos, andererseits dachte ich mir, das wäre ein musikalisch sinnfreies Teil.
Nun proben wir in einer Gruppe „Ela Condor Pasa“ und mir fiel das Instrument wieder ein. Deutlich motivierter untersuchte ich es, leuchtete mit der Taschenlampe in die Rohre und hatte den Verdacht, man könnte sie verschieben.
Tatsächlich. Mit einem Chinesen-Essstäbchen habe ich die Panflöte gestimmt.
Nun heißt es, üben.
Gruß aus Südhessen.
Antwort von Christian
Super! Ich wünsche viel Erfolg beim Üben!
2) Kommentar von Vera De Kruyfova
Guten Tag.Könnten Sie bitte meinen Panflöte Gewa stimmen? 🙏
Danke im Vorhinein für ihre Antwort
Antwort von Christian
Hallo Vera,
am besten ist es immer, wenn ein Musiker sein Instrument auch selber pflegen und stimmen kann.
Was brauchst Du denn noch, damit Du Dich traust, Deine Panflöte selbst zu stimmen?
1) Kommentar von Maik Förner
Guten Tag, ich besitze drei Panflöten, deren Stimmung leider völlig unbrauchbar ist. Bieten Sie selbst auch einen Stimmservice an ?
MfG Maik Förner
Antwort von Christian
Hallo Maik,
ich selbst biete keinen Stimmservice an.
Vielleicht möchten Sie das Stimmen ja mal selbst mit einem Stimmset (Stimmstab/Schaber, Bienenwachs, Stimmgerät) ausprobieren?
Andernfalls würde ich Ihnen empfehlen, Kontakt zu einem Panflötenbauer (z.B. Hofmann, Uliza oder Küttner) aufzunehmen.