eine minderwertige Panflöte aus Schilf: Plaschke R20 C Panflöte C-Dur / 20 Rohre Schilf
Falls also gesteigertes Interesse besteht, könnte ich die Panflöte noch einmal testen.
Material | Schilf |
---|---|
Bindung | Gürtel |
Rohre | 20 |
Tonumfang | f' - d'''' (F4 - D7) |
längstes Rohr | 25.5 cm |
tiefster möglicher Ton | f' (F4, 349 Hz) |
Originalstimmung | C |
Stimmqualität | mittel |
Empfehlung | Finger weg! |
Preis | 69,00 € (2013) |
Erster Eindruck
Diese Panflöte sieht auf den ersten Blick den mir bekannten GEWA-Panflöten sehr ähnlich. Das liegt wohl insbesondere am schwarz-weißen Bobby-Aufkleber auf dem Gürtel.
Von GEWA weiß ich, dass deren Qualität (mittlerweile leider) nicht so besonders ist. Aber vielleicht ist das mit dieser Plaschke-Panflöte anders?
Die 20-Rohr-Bambuspanflöte von Plaschke ist eine von den günstigeren Einsteigermodellen. Das merkt man leider auch an der Qualität. Das Bambus/Schilfrohr ist in Ordnung – die Maserung ist beim Naturstoff Bambus ganz natürlich und hilft sehr gut, auf einen Blick die richtigen Töne zu identifzieren, ohne dass man andere Hilfsmittel (z.B. Aufkleber oder Abzählen der Rohre) benötigt. Teilweise ist mir die Maserung etwas zu chaotisch und aufdringlich, aber das ist reine Geschmackssache. Immerhin ist Bambus ja ein Naturprodukt.
Verarbeitung
Die Rohre dieser Plaschke-Panflöte sind nicht wirklich geschliffen (s. Infokasten unten), sondern wurden einfach aneinander gesetzt und mit Heißkleber verklebt.
Das einzige teilweise geschliffene Rohr ist an einer völlig falschen Stelle geschliffen. Ist wohl versehentlich in die Schleifmaschine geraten?
Auf dem Foto erkennt man außerdem, dass die Krümmung der Panflöte nicht schön gleichmäßig geschwungen ist. Mitunter tanzen die Rohre aus der Reihe, sind also nicht gut ausgerichtet.
Was auf dem ersten Blick nicht schlimm aussieht, kann einem gerade bei schnelleren Passagen das präzise Panflötenspiel vermasseln.
Das a' (dritt-tiefster Ton) ist hier zum Beispiel viel zu weit hinten und das h' (viert-tiefster Ton, mit dem Schlifffehler) ist etwas zu weit vorne. Diesen Hubbel merkt man jedes Mal beim Spielen.
Idealerweise beträgt der Abstand zwischen den Rohren genau eine Wanddicke. Das ist deshalb wichtig, weil man dadurch Tonsprünge sehr präzise ausführen kann und nicht zu lange Wege zwischen den Tönen zurücklegen muss.
Um diese "eine Wanddicke" zu erhalten, wird daher meistens die Rohrwand an beiden Seiten der Verbindungsstelle jeweils häftig abgeschliffen. Die Rohre werden dann an dieser Schliffstelle zusammengefügt (Man kann die Schliffe wunderbar unsichtbar mit Holzleim zusammenkleben). Dadurch hat man ein viel stabileres Instrument und die Wanddicken sind überall gleichmäßig.
Durch den deutlich höheren Arbeitsaufwand ist es natürlich logisch, dass die Panflöte dadurch auch teurer wird.
Ein anderes Rohr splittert. Nicht schlimm, aber sowas zeugt trotzdem von minderer Qualität. Die Rohre sind gerade so bearbeitet, dass man sich nicht seine Lippen aufreißt. Trotzdem sind die Rohre noch sehr rau und es schubbert doch ziemlich an der empfindlichen Haut an der Lippe. Wenn man dieses Instrument behalten möchte, sollte man den Rohren mit sehr feinem Schleifpapier und Pflegeöl unbedingt noch "den letzten Schliff" geben!
Außerdem sind die Verbindungssstellen unregelmäßig und (im Gürtel) einfach mit Heißklebepistole aneinander "geklatscht". Hersteller hochwertigerer Panflöten verwenden hier Holzleim und achten darauf, dass die Klebestellen möglichst unsichtbar sind.
Die Rohre sind nicht gut miteinander verbunden, unten sind sie sogar teilweise beweglich, was die Führung des Instrumentes erschwert.
Aber auch oben am Schaft erkennt man manchmal sogar Zwischenräume zwischen den Rohren – das darf überhaupt nicht sein!
Die Rohrzwischenräume sind wie schon beschrieben insgesamt zu breit; hier wurde nichts nachgearbeitet, sondern einfach ein Rohr ans andere geklatscht.
Stimmung und Stimmbarkeit
Die Korkstopfen schließen dicht - mehr aber auch nicht. Da die Rohre (teilweise materialbedingt) nicht völlig gleichmäßig sind, kann sich beim Stimmen ein Problem ergeben, wenn der Korkstopfen auf einmal nicht mehr bündig abschließt.
Generell ist diese Panflöte sehr leicht stimmbar; die Korken sind nicht speziell fixiert, sondern stecken einfach lose drin und lassen sich leicht (manchmal zu leicht) verschieben.
Die Panflöte ist in C-Dur gestimmt und hat f' als tiefsten Ton. Die Stimmung ist (obwohl elektronisch gestimmt) immer etwas zu tief (und ich gehe einfach mal dreist davon aus, dass es nicht an meiner Anblastechnik liegt ). Und auch zwischen zwei benachbarten Tönen kann man deutliche Unregelmäßigkeiten hören. Soviel zu "elektronisch gestimmt"
In den höheren Lagen nimmt die Stimmgenauigkeit noch weit mehr ab. Das ist aber auch ein Stückweit normal, da es hier noch viel mehr auf die individuellen Nuancen in der Anblastechnik ankommt. Eventuell gewöhnt man sich ja mit der Zeit an die Eigenheiten dieses Instruments.
Ich stimme meine Panflöten immer gerne so tief wie möglich. Die hohen Rohre bieten dann meist immer noch mehr als genug Brillanz für hohe Passagen.
Ehrlich gesagt: Die allerhöchsten Töne nutze ich nur äußerst selten. Wenn ich aber in der Tiefe noch den ein oder anderen Ton habe, merke ich das sofort: Ich kann dann auch viele tiefere Passagen spielen, ohne gleich zu meiner Bass-Panflöte greifen zu müssen.
Theoretisch könnte man diese Panflöte zum e' herunterstimmen. Dann kann man aber keinen Korken mehr verwenden, sondern muss das Rohr mit Klebeband abdichten (für e' braucht man eine Rohrlänge von 25,5 cm. Und genauso lang ist auch das tiefste Rohr).
Außerdem ist beim zweittiefsten Rohr (g', 22.2 cm) der Korken bereits auf Anschlag. Man kann ihn nicht weiter zum f#' oder gar f' herunterstimmen. Also lassen wir es lieber einfach so
Gürtel
Der Gürtel ist billigstes Holz, was nicht weiter bearbeitet wurde. Es ist rau und faserig; hier hätte eine einfache Behandlung mit Öl die Panflöte gleich viel wertiger erscheinen lassen.
Die Rohre sind mit Heißkleber verbunden (autsch, das tut weh! ), aber zumindest wurde das konsequent unter dem Gürtel getan, weswegen es niemandem sonst auffallen dürfte.
Der Gürtel ist nicht parallel zu den oberen Rohren ausgerichtet, sondern fällt in Richtung der hohen Töne leicht ab. Ich persönlich finde das ziemlich hässlich und unästhetisch.
Die eingebrannte Verzierung ist nett (aber ehrlich gesagt überflüssig), das schwarz-weiße Kachelmuster (aufgeklebt, erinnert mich irgendwie an die britischen Bobbys) ist eine der schlimmsten Geschmacksverirrungen, die es bei Panflöten gibt.
Tonansprache und Spielbarkeit
Die Töne lassen sich sehr leicht ansprechen (wie bei Bambuspanflöten üblich), sie klingen aber enorm rauschig. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Rohre innen kein bisschen nachbearbeitet sind.
Die Panflöte hat innen eine (naturgemäß) sehr raue, unregelmäßige Oberflächenstruktur. Das wäre an sich okay.
Allerdings gibt es dazu noch die Kork-Stopfen, die schlecht schließen. Auch hier ist also eine ausführliche Behandlung mit Pflegeöl unerlässlich, um die Poren und die Undichtigkeiten zwischen Rohr und Korken abzudichten. Das Ölen sollte sowieso von Zeit zu Zeit gemacht werden
Der Naturstoff Bambus/Schilf hat auf der Innenseite eine raue Oberflächenstruktur und ausgeprägte Poren. Das lässt den Ton charakteristisch und obertonreich klingen und ist an sich absolut wünschenswert.
Damit die Töne trotzdem voll klingen und nicht rauschen, wird die Innenfläche überlicherweise mit Pflegeöl behandelt: Dadurch schließen sich die Poren und Oberflächenunreinheiten haben keinen so starken Einfluss mehr auf den Klang.
Jede Panflöte sollte (abhängig von Temperatur und Verwendungsintensität) regelmäßig mit Pflegeöl (z.B. Holzblasinstrumentenöl) nachgepflegt werden.
In den hohen Oktaven ist ein vernünftiges Spiel fast gar nicht mehr möglich. Da der Schliff für den Lippenansatz so miserabel ist, muss man eine viel stärkere Lippenspannung verwenden als man in diesen Tonhöhen normalerweise gewohnt ist.
Die Töne sind schrill und rauschen enorm, man braucht deutlich mehr Luft als in diesen Höhen eigentlich nötig. Und die Rohre kratzen auf der Unterlippe. Ein ausdauerndes Spiel ist mit dieser Panflöte nur schwer vorstellbar
Zubehör
Dazu gibt es eine "Stofftasche". Also ein schlichter Einkaufsbeutel aus Leinen, der bei so einem empfindlichen Instrument weder vor Stößen noch vor Temperaturschwankungen schützt.
Dass sowas mitunter als "Panflötentasche" bezeichnet wird, ist meiner Meinung nach ein Euphemismus (und das wiederum ist ein Euphemismus für "Kundenverarsche" )
Fazit
Selbst für einen vergleichsweise niedrigen Preis von 69 Euro kann ich diese Panflöte niemandem empfehlen.
Um sie an die Wand zu hängen war sie zu teuer und sieht einfach nicht gut genug aus (wer hat sich diesen dämlichen schwarz-weißen Aufkleber ausgedacht?).
Und um mit ihr zu spielen ist diese Plaschke-Panflöte qualitativ einfach nicht gut genug. Auf diesem Instrument spielt man einfach nicht gerne. Die Tonansprache ist zwar ganz nett, aber die Verarbeitung ist billig. Die Panflöte ist rau und faserig und die Rohre stehen zu weit auseinander.
Selbst in dieser enorm preisgünstigen Preisklasse gibt es Instrumente, die besser für Einsteiger geeignet sind.
Bist du anderer Meinung? Schreib's mir gerne in die Kommentare.
Bist du auf der Suche nach einer günstigen Einsteigerpanflöte? Dann melde dich doch gerne mal bei mir.
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